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In vielen Gebieten der Erde ist Tee nicht einfach nur ein Getränk, sondern eine Weltanschauung und fest in die jeweilige Kultur eingebunden. Im Laufe der Zeit haben sich hier ganz bestimmte Regeln für den Umgang mit dem Naturprodukt etabliert.
Bis ins kleinste Detail ausgefeilt ist beispielsweise die japanische Teezeremonie, abgeleitet vom Zen-Buddhismus. Für diese kunstvolle Form des Teekonsums zu besonderen Anlässen werden spezielles Zubehör und ein grüner Pulvertee, Matcha, verwendet, der mit einem Teebesen in der Trinkschale dickflüssig geschlagen wird. Jeder Handgriff der Teezeremonie ist genau vorgegeben.
Ein anderes Beispiel ist der traditionelle Fünf-Uhr-Tee der Engländer. Dabei wird der Tee stark zubereitet und mit frischer Milch serviert. Und zwar nach dem "m.i.f." (milk in first)-Prinzip. Dann wird der aufgebrühte Tee zugegossen und je nach Bedarf gesüßt. Schon im vorigen Jahrhundert avancierte dieser "Afternoon Tea" zu einem gesellschaftlichen Ereignis, zu dem in der Oberschicht elegante Kleidung, kostbares Teegeschirr und ausgewählte Speisen wie Gebäck und Kuchen gehörten.
Doch auch in Deutschland gibt es eine Region, in der das Trinken von Tee seit mehr als 300 Jahren als unverzichtbarer Bestandteil des Tagesprogramms zu einem Ritual geworden ist: Bis zu fünfmal täglich genehmigt sich ein echter Ostfriese seine drei "Koppkes" - zum Frühstück, zum "Elf-Ührtje", nach dem Mittagessen, zur Teezeit zwischen drei und fünf und als Einleitung des Feierabends. Der von der Bevölkerung als Grundnahrungsmittel angesehene Ostfriesentee besteht aus einer Mischung von überwiegend nordostindischen Assam-Tees. In die Tasse kommt zunächst ein dickes Stück Kandis - Kluntje genannt - dann wird der Tee eingeschenkt und ein wenig "Rohm" (ungeschlagene Sahne) beigegeben - Umrühren ist verpönt. So genießt der Ostfriesentee-Trinker als erstes den Tee mit dem "Wulkje" (Sahnewölkchen), dann den herben Teegeschmack und schließlich den gesüßten Tee vom Boden der Tasse.
Quelle: Deutscher Tee Verband e. V.
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Foto: Deutscher Teeverband e.V.
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"Die erste Tasse befeuchtet mir Lippen und Gaumen, die zweite befreit mich von meiner Einsamkeit, meinen Bürden, die dritte kontrolliert mein ausgedörrtes Inneres und findet dabei nur 5000 Bücher im hohlen Bauch, die vierte Tasse treibt kalten Schweiß und alles Unbehagen meines Lebens aus den Poren. Die fünfte reinigt meine Muskeln und Knochen, bei der sechsten fühle ich mich wie Gott, die siebente soll man nicht trinken, denn sie bläst klaren Wind aus den Achselhöhlen und lehrt fliegen."
(Lu Yuan)
Foto: Deutscher Teeverband e.V.
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Nicht nur bei Chinesen, Japanern und Briten - bei denen Tee bereits seit Generationen ein Teil des täglichen Lebens ist - steigt der Teekonsum. Auch in Deutschland verbinden immer mehr junge Menschen mit dem Genuss von Tee eine gesundheitsbewusste Lebenseinstellung. Frei nach dem Motto: "Ein Morgen ohne eine Tasse Tee ist kein guter Morgen." |
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